Hintergrund

Der Hund gilt als bester Freund des Menschen. Bedenkt man die Dichte an Hunden in der Umgebung scheint diese Schlussfolgerung naheliegend. Aber nicht für jedermann sind eifriges Schwanzwedeln und ein feuchter Nasenabdruck auf der Hand willkommen. In manchen Fällen beschert allein der Gedanke an einen Hund Herzrasen und zittrige Knie. Angst und Unsicherheit im Umgang mit Hunden sind weit verbreitetet, auch wenn Bissunfälle glücklicherweise nur sehr selten geschehen.

Im Gegensatz zu dem was über die gemeinsame Geschichte von Erwachsenen und Hunden bekannt ist, weiß man über die historische Entwicklung von Kind-Hund deutlich weniger. Mit der Domestikation eröffneten sich dem Menschen Nutzungsmöglichkeiten des Hundes für Jagd und Arbeit - beides allerdings Bereiche, die nicht von Kindern ausgeführt wurden. Ein Umschwung erfolgte vermutlich in der Viktorianischen Ära, wo Hunde allmählich von der Arbeitsumgebung vermehrt in den Wohnbereich eingegliedert wurden (Clutton-Brock, 1995). Heute werden Hunde in Österreich und Deutschland quer durch alle Sozialschichten überwiegend in Familien mit Kindern gehalten (Kotrschal et al., 2004). Die enorme Wichtigkeit, Kindern die Sprache der Hunde und den richtigen Umgang näher zu bringen, ergibt sich als logische Schlussfolgerung.

©M.Artwohl

Studienergebnisse

Die überwiegende Mehrzahl der Hund-Kind Interaktionen verläuft unproblematisch und wirkt sogar wissenschaftlich belegt positiv auf die Gesundheit und psychosoziale Entwicklung von Kindern.

Wissenschaftliche Untersuchungen bereichten aber auch:

  • Mehr als die Hälfte von 4-jährigen Kindern interpretiert eine aggressive Mimik (u.a. gefletschte Zähne) beim Hund als glücklich bzw. lächelnd (Meints et al., 2010).
  • Kinder unter 10 Jahren sind am meisten gefährdet von einem Hund attackiert zu werden (Schalamon et al., 2006).
  • 98% der Unfälle passerieren mit bekannten Hunden (Kasbekar et al., 2013).
  • 70% der Bissverletzungen geschehen im eigenen Zuhause (Kasbekar et al., 2013).
  • Jüngere Kinder werden am häufigsten an Kopf und Hals verletzt (Monroy et al., 2009; Meints & de Keuster, 2009).
  • Ältere Kinder werden am häufigsten an den Extremitäten (= Arme und Beine) verletzt (Monroy et al., 2009; Meints & de Keuster, 2009).

Bei genauerer Betrachtung stellt sich oft heraus, dass der Hund im Vorfeld deutliche Signale gesendet hat, die seitens der Kinder systematisch missachtet, übersehen und/oder nicht verstanden wurden. Wir können die Verantwortung einer Hund-Kind Begegnung nicht auf den Hund übertragen. Es liegt an uns, vorbeugende Maßnahmen zu setzen, um Kind und Hund zu schützen - für ein harmonisches Miteinander.